Mittwoch, 6. Juni 2012

Noch ein Atem aufs Leben...

The Tree of Life* - Gustav Klimt


"hayat kısadır derler ya.... hanım öldükten sonra anladım ki.... çok uzun.... (...) 


elimden gelse hâlâ dünyayı düzeltebilirim.... ama, bacaklarım eskisi gibi iyi çekemiyor beni....


bilmiyorum....


sadece her gün biraz daha nefes almak istiyorum. o kadar.


ne kadar uzun olursa olsun bu hayatı yaşayabilmek için...."

["man sagt ja, dass das leben kurz ist.... aber nachdem meine frau gestorben ist, habe ich begriffen.... es ist sehr lang.... (...)


wenn ich die kraft hätte, könnte ich noch immer die welt in ordnung bringen.... aber meine beine tragen mich nicht mehr so gut wie früher....


ich weiß nicht....


ich will nur jeden tag etwas mehr atmen. das ist alles.


um dieses leben leben zu können, egal wie lang es ist."]

(Übersetzung: Burak Kara)


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Liebe Tango-TänzerInnen,


von einem alten Mann hören wir diese Worte, im Film "Gökten Üç Elma Düştü" (Drei Äpfel fielen vom Himmel) des türkischen Regisseurs Raşit Çelikezer.


Ob das Leben zu kurz oder zu lang ist, ist manchmal schwer zu entscheiden. Was ich aber weiß, ist das: das Leben, jedes bewußtes Leben, ist eine Suche ohne Ende, eine Suche nach Sinn in einem unberechenbaren Zusammenspiel von Zufällen, Zwängen und Entscheidungen... Ein ruheloser Kampf mit und zwischen Kopf und Herz!


Es ist nicht leicht, sich dem Leben zu stellen. Deswegen versuchen wir, vor ihm davonzulaufen. Obwohl man vor dem eigenen Leben niemals davonlaufen kann.



Letztendlich ist es ja das Leben und nur dieses Leben, was wir in der Hand haben.


...


Vor ein paar Jahren hatte ich die Chance, das Theaterstück "Peer Gynt" vom norwegischen Schriftsteller Henrik Ibsen (1828-1906) im Thalia Theater anzuschauen.


Die Geschichte von Peer Gynt ist eine Geschichte der Angst vorm Leben (vielleicht vor der Unmöglichkeit des Lebens), die Geschichte einer Verschleppung der Konfontation, ein Fluchtversuch...



Wir hören viele Geschichten von Peer. Lügt Peer? Wir wissen nicht, welche davon wahr sind, welche nicht, oder inwieweit... Man lebt, erlebt, träumt, wünscht, findet, verliert, sucht. Man sammelt Träume und Erlebnisse, und macht daraus Geschichten in denen sich beides vermischt...


Und die Welt dreht sich, unabhängig von den Menschen, einfach weiter und weiter. Sie tanz ihren eigenen Walzer und wir unseren eigenen auf ihr.


Peer verliert sich, weiß nicht mehr, wer er ist. Als er muss, kann er nicht mehr beweisen, dass es einen Peer gab und gibt.. Doch dann findet er sich da, wo er sich verloren/verlassen hat.


Wo war es?


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Der berühmte norwegische Komponist Edvard Grieg (1843-1907), ein Zeitgenosse von Ibsen, hat zwei Peer-Gynt-Suiten komponiert. Die erste enthält ein Stück, das "Anitras Tanz" heißt. (Das Stück ist eigentlich eine Mazurka, die auch einen 3/4 Takt hat, wie der Walzer.)


Zunächst tanzen wir in einer zweier Tanda zum musikalischen Hauptthema des Films, "Die Ewigkeit und ein Tag". Dann lade ich Euch diesen Freitag (08.Juni) auch zu einem Walzer zum "Anitras Tanz".


Noch ein Atem aufs Leben! ;)


Apropos Atem... Vom norwegischen Tubaspielers Oystein Baadsvik (1966-) hören wir am Freitag "Anitras Tanz".


Viel Spaß! ;)


Bis Freitag,


Burak




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For Klimt, it [ the Tree of Life] is a symbol in which all the motifs important to him are united, from flower to woman, from the death of vegetation to the rebirth of the seasons. Trees and women intermingle in paradise, in a magical world in which people dance and love one another, in which women become trees, (...) grow and spread through the whole of nature. (...) The girl dancing under one of the trees represents Expectation. The couple embracing beneath the other tree represents Fulfilment. And, of course, death too is present, as might be expected in Klimt's or Freud's version of the normal life-cycle, to be observed in the form of the birds of prey sitting in the tree of life.
"

(Quelle: http://www.all-art.org/symbolism/klimt4.html)